Zu meiner Erleichterung haben wir englisch gesprochen, so dass ich mich erstmal eingewöhnen konnte. Unterwegs haben sie mir schon von Montreal vorgeschwärmt, so dass die Aufregung nahezu verschwand und ich mich umso mehr auf die kommenden Wochen freute.
Obwohl es 'für mich' schon fast 3 Uhr nachts war, schaute ich mir noch kurz die Umgebung des Hotels an, nachdem die Besitzerin mir alles genauestens erklärt hatte.
Am nächsten Morgen, dem ersten Montag meines Aufenthaltes, hat eine Sprachschülerin aus der Schweiz, die in derselben Unterkunft wohnte, mir den Weg zu Schule gezeigt, so dass nichts schief gehen konnte. Auch der Jetlag war kein Problem. In der Schule haben wir dann erstmal diverse Info-Materialien, wie zum Beispiel einen Stadtplan, bekommen, bevor der Einstufungstest anfing. Der erste Teil bestand aus einem Multiple Choice Grammatiktest, danach folgten weitere Infos durch eine Mitarbeiterin der Sprachschule und eine Führung durch das Gebäude der Schule, die in einem kleinen Shoppingcenter liegt.
Zurück in der Schule folgte der mündliche Teil des Tests - Smalltalk mit einem der anderen Sprachschüler und eine Bildbeschreibung. Der Lehrer, der uns danach bewertet hat, war auch super nett und hat einem nicht das Gefühl gegeben, getestet zu werden.
Da ich den Intensivkurs mit 25 Stunden pro Woche gebucht hatte, fing noch am selben Nachmittag der Unterricht an. Vorher hatten wir aber ungefähr zwei Stunden Zeit, in Ruhe die nähere Umgebung zu erkunden und etwas essen zu gehen.
Die Sprachschule liegt sehr zentral in einer der Einkaufsstraßen Montreals, außerdem sind U-Bahnstation sowie Bushaltestelle sehr nahe und es gibt viele Cafés und Restaurants.
Schon während des ersten Vormittages lernt man super viele Leute aus allen Teilen der Welt kennen, und obwohl die meisten französisch lernen, wird außerhalb des Unterrichts eher englisch gesprochen.
Um 14.00 Uhr gab es dann die Einteilung für die Nachmittagskurse, die um 14.10 begannen und bis 15.20 gehen. Auch hier war der Lehrer und der Kurs super nett, so dass man sich gleich wohl fühlte und schon am ersten Tag die Sprache wirklich gesprochen hat.
Die Vormittagskurse fingen dann für uns am nächsten Tag an, pünktlich um neun musste man sich im Klassenraum einfinden. Die Schule erwartet Pünktlichkeit, andernfalls wird man für die nächsten 2 Stunden nicht mehr in den Raum gelassen. Die praktische Durchführung dieser Regeln ist aber von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich.
Von der Schule bekommt man ein Unterrichtsbuch und ein Übungsheft, in dem verschiedene Themen und die Grammatik behandelt werden, der Großteil des Unterrichts besteht aber eher aus Gesprächen zu bestimmten Themen, entweder in der ganzen Klasse, also ungefähr zwischen 10-14 Schülern, oder in Kleingruppen. Während dieser Diskussionen verbessert man nicht nur die Sprache, man lernt auch die anderen Schüler und deren Kulturen kennen, was ziemlich interessant ist, da die Kurse aus Schülern nahezu aller Welt zusammengesetzt sind.
Die Lehrer konnten in meinen 4 Wochen Sprachkurs wirklich viel vermitteln, und auch wenn die Grammatikübungen und Test an Schule erinnerten, war der Unterricht um Einiges lockerer und entspannter, so dass eine gute Lernatmosphäre herrschte und es nie langweilig wurde.
Zwischen den beiden Vormittagskursen, die bei demselben Lehrer stattfinden, hat man eine halbe Stunde Pause, Mittags dann eine Stunde, in der man zwar nicht weit weg gehen kann, um etwas zu essen, ohne sich beeilen zu müssen, aber dafür gibt es im Gebäude der Schule jede Menge Möglichkeiten, landestypisch oder auch 'ausländisch' zu essen.
Nach dem Unterricht bietet die Schule dann verschiedene Aktivitäten an, während derer man nicht nur die Leute, sondern auch die Stadt und die Umgebung kennen lernt.
Während meiner Zeit in Montreal gab es zum Beispiel eine Party auf einem Boot, das für drei Stunden auf dem St.-Lorenz-Strom durch die Stadt schipperte, einen Karaokeabend, einen Rundgang durch Montreal und vieles mehr, besonders zu erwähnen sind natürlich die Wochenendtrips, zum Beispiel nach Ottawa, die Hauptstadt Kanadas, Québec und Toronto.
Für mein erstes Wochenende in Kanada habe ich mich dann auch für Toronto angemeldet, was eins der vielen Highlights meines Aufenthaltes werden sollte.
Freitag nach der Schule (Freitags finden keine Nachmittagskurse statt), ging es dann mit einem von der Schule gechartertem Bus und etwa 50 begeisterten Sprachschülern auf nach Toronto. Die 6-stündige Fahrt verging aber recht schnell und nachdem wir im Hotel eingecheckt haben, in dem man zu viert ein komfortables Zimmer hatte (wo wir aber nicht viel Zeit verbracht haben), ging es dann auf zu einem gemeinsamen Abendessen mit der ganzen Gruppe. Der Abend stand zur freien Verfügung, von der Schule aus wurde der (kostenlose) Besuch eines Nachtclubs angeboten.
Am nächsten Tag ging es dann um 9 Uhr los, erst Wein-Testen, dann zu den berühmten Niagarafällen, die 'live' wirklich überwältigend sind.
Am letzten Tag in Toronto haben wir die Stadt besichtigt und nach weiterer Freizeit ging es dann zurück nach Montreal.
Natürlich sind keine der Freizeitangebote der Schule verpflichtend, und so habe ich auch viel privat mit den Leuten, die ich während meiner Zeit in Montreal kennen gelernt habe, unternommen.
Wir waren zum Beispiel in verschiedenen Cafés, Restaurants und Bars, haben -den jeweiligen Nationalitäten entsprechend- zusammen gekocht, waren im Kino, shoppen, in einem Freizeitpark und haben uns natürlich auch Montreal ausführlich angeguckt.
Am zweiten Wochenende waren wir dann in New York, was zwar ziemlich anstrengend, aber auf jeden Fall die Reise wert war.
Alle 4 Wochen fängt in der Schule eine neue 'Session' an, das bedeutet, dass man in ein neues Niveau aufsteigen kann und neue Lehrer bekommt. Da ich nicht zu Beginn einer dieser Sessions gekommen bin, habe ich schon nach zwei Wochen das Niveau gewechselt und einen neuen Lehrer bekommen. In den Vormittagskursen gibt es außerdem jeden Freitag einen Test, der die Fortschritte festhalten soll. Dabei wird Grammatik, Leseverstehen und Hörverstehen abgefragt, da man aber alles vorher im Unterricht gemacht hat, sind die Tests nicht allzu schwer.
Mein persönliches Highlight in Kanada war das dritte Wochenende, an dem wir zu viert ein Auto gemietet haben, um in einem ca. 700 km entfernten Nationalpark die Natur zu erleben. Dort haben sich uns atemberaubende Aussichten geboten, die man so in Montreal und südlich nicht sieht. Abgesehen davon haben wir jede Menge interessanter Leute getroffen und 'typisch kanadische' Städte gesehen.
Zum Schluss waren wir in Québec City, wo die 'alte' Stadt noch vollkommen erhalten ist, so dass man wirklich das Gefühl hat, in einer europäischen Stadt mit sehr viel Charme zu sein. Hier ist die französische Sprache auch viel präsenter als in Montreal, wo zwar auch französisch die erste Sprache ist, die meisten Leute, die ich getroffen habe, aber genauso gut englisch sprachen.
Insgesamt vergingen die 4 Wochen Sprachreise super schnell, und ich wäre am liebsten noch länger geblieben, da es so viel zu sehen und zu machen gibt und man so viele interessante Menschen und Kulturen kennen lernt. Für mich war Montreal definitiv die richtige Entscheidung, denn obwohl die Stadt für mich nicht schöner war als Toronto oder Quebec, vermittelt sie die Verbindung zwischen Altem und Neuem und verschiedenen Kulturen im Allgemeinen, so dass ich mich in dieser Stadt sofort wohl gefühlt habe. Auch sprachlich gesehen war die Reise ein Erfolg, nicht nur für mein Französisch, sondern auch für das Englische.