- Reiseziel: Kanada
- Schule: Centenniel Collegiate Institute, Guelph
Erster Monat - Ankunft, Gastfamilie & Schule
Ein Monat ist fast vorüber. Ein Monat in Kanada. Zeit ist relativ. Ein Monat kann eine sehr lange Zeit sein, aber auch eine sehr kurze, je nachdem aus welcher Perspektive man es sieht.
Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob ich diesen Monat als eine lange oder kurze Zeit ansehe. Einerseits habe ich schon so viel erlebt, dass es sich nicht anfühlt, als wären es nur 28 Tage, aber im Hinblick darauf, noch weitere 9 Monate hier zu sein, kommt mir die bereits vergangene Zeit so kurz vor und lässt mich mein Zuhause vermissen.
Heimweh kommt und geht, manchmal erschlägt es mich ganz plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung und ich frage mich, wie ich es schaffen soll, ein ganzes Jahr hierzubleiben. Doch ich weiss ich werde es schaffen, meine Kraft liegt in Gott, der mir diese unglaubliche Chance gegeben hat. Ich habe meine Familie und die besten Freunde, die mich sehr unterstützen und mir zeigen, wie viel ich ihnen bedeute, auch wenn uns ein gewaltiger Ozean trennt.
Dies klingt jetzt womöglich so, als hätte ich die schlimmste Zeit meines Lebens, aber so soll es nicht klingen, denn so ist es nicht. Ich liebe es hier zu sein! Ich habe eine geniale Zeit und ich schätze diese wirklich wert. Ich bin so dankbar für diese einzigartige Möglichkeit, die mir gegeben wurde, und ich möchte mich hiermit ganz besonders bei dem Deutschen Fachverband Highschool e.V. bedanken, der mir durch ein Vollstipendium meinen Traum ermöglicht hat und bei meiner Organisation Travelworks, die alles so wunderbar organisiert hat.
Ich habe die tollste Gastfamilie, die ich mir wünschen kann: Ein sehr herzliches Ehepaar, die mich so liebevoll in ihre Familie aufgenommen haben und meine Gastgeschwister Victoria (19), Vivien (15) und Jordan (12), die mich wunderbar in ihren Alltag integrieren und versuchen, mir Kanada so attraktiv wie möglich zu machen.
Ich habe schon so viel erlebt, dass ich gar nicht weiss, wo ich beginnen soll!
Ein grosser Part dieses Auslandaufenthaltes ist natürlich die Schule, welche sehr anders ist, als in Deutschland.
Jeden Morgen fahre ich mit einem gelben Schulbus zum Centennial Collegiate Institute, die Highschool, die auch meine jüngere Gastschwester Vivien besucht. Der Unterricht beginnt erst um 9 Uhr, aber der Bus kommt schon so früh, dass wir noch ca. 40 Minuten Zeit haben um miteinander zu erzählen, zu unserem Locker zu gehen, oder in die Bibliothek zu gehen, in der wir uns jederzeit Laptops oder Bücher ausleihen können.
Dieses Semester habe ich die Fächer Career Studies, welches in Kanada für jeden Schüler Pflicht ist, weshalb auch ich dies besuchen muss, English, Fashion Design und Outdoor Education.
Die Fächer Career Studies und English habe ich gemeinsam mit all den anderen internationalen Schülern, Chinesen, Taiwanesen, Brasilianer, Franzosen, Spanier und auch zwei deutsche Mädchen sind dabei.
Am liebsten mag ich das Fach Outdoor Education, denn dort planen wir drei grosse Trips, von denen wir schon einen umgesetzt haben.
Wir sind 5 Tage lang mit Kanus unterwegs gewesen, und jeden Tag zu einem anderen Ort gepaddelt, an dem wir dann in Zelten übernachtet haben. Gestern bin ich von diesem Trip wiedergekommen, und ich kann noch immer nicht begreifen, wie unglaublich schön es dort war! Es war einfach die allerbeste Entscheidung, dieses Fach zu wählen, denn es gibt mir die Möglichkeit, so viel von Kanada zu sehen.
Ich bin noch immer bezaubert, von der unglaublich atemberaubenden Natur, wie ich sie noch nie gesehen habe. Fernab von jeglicher Zivilisation, irgendwo in den Wäldern Kanadas, umgeben von unzähligen Flüssen, das ist genau, wie ich mir dieses Land immer vorgestellt habe. Ich konnte mich nicht sattsehen, an den kunstvollen Spiegelungen der Wälder im Wasser oder an dem Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen habe! Billionen von Sternen erstreckten sich über den schwarzen Himmel, und zum ersten Mal konnte ich ganz deutlich die Milchstrasse sehen.
Dieser Trip war auch eine gute Möglichkeit, die Kanadier ein wenig besser kennenzulernen, die doch sehr anders als wir Deutschen sind, wenn man genau hinschaut, und es war gut, eine Woche lang wirklich nur Englisch zu sprechen und zu hören, denn ich habe gemerkt wie sehr sich meine Sprachkenntnisse darin gebessert haben, ich habe sogar zum ersten Mal in Englisch geträumt! Hier in meinem neuen Zuhause Guelph spreche ich leider schon das ein oder andere Mal deutsch dadurch, dass ich Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland habe und in der Schule eben auch 2 deutsche Mädchen sind.
Aber auch neben diesem grossartigen Trip, der mich ein weiteres Stück Kanadas erleben liess, habe ich sehr viel erlebt!
Ich bin mit meinen Gastschwestern in Canada's Wonderland, einem riesigen Achterbahnpark, gewesen, wo ich den kanadischen Sänger Shawn Mendes live singen gehört habe und Achterbahnen gefahren bin, die ich mir in Deutschland nie zugetraut hätte!
Schon jetzt merke ich, wie sehr mich dieses Auslandsjahr verändert, wie sehr es mich prägt. Ich bin so viel offener geworden, so viel "abenteuerbegeisterter". In Deutschland hätte ich nie die Motivation gehabt, fünf Tage lang Kanu zu fahren, ich wäre wahrscheinlich auch nicht mit diesen Achterbahnen gefahren, wäre es ein deutscher Park gewesen. Aber es ist einfach so: Diese Chance habe ich nur einmal in meinem Leben, ich möchte sie voll ausnutzen!
Es war ein genialer Monat! Und ich bin dankbar für jeden einzelnen Moment, denn all die Kleinigkeiten des Alltags machen dieses Abenteuer erst vollkommen.
Nun bin ich gespannt auf den nächsten Monat und alle, die noch folgen werden, denn " the best is yet to come" !
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